QuaMaDi: Mit Künstlicher Intelligenz die Diagnostik der Brustkrebs-Früherkennung weiter optimieren
Das bundesweit einzigartige Brustkrebs-Früherkennungs-programm QuaMaDi (Qualitätsgesicherte Mamma-Diagnostik) für Frauen mit erhöhtem Krebsrisiko wird künftig durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) optimiert. Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) und die beteiligten gesetzlichen Krankenkassen in Schleswig-Holstein haben vereinbart, das Programm um weitere fünf Jahre fortzusetzen.
Das aktuelle Modellvorhaben läuft Ende des Jahres aus. In der Fortführung des Projektes soll die Diagnosesicherheit für die teilnehmenden Frauen durch den Einsatz von KI weiter verbessert werden.
QuaMaDi ist ein bundesweit einmaliges, erfolgreiches Untersuchungsprogramm für Frauen mit erhöhtem Risiko oder einem Verdacht auf Brustkrebs. Zentrales Instrument ist eine strukturierte Zusammenarbeit aller beteiligten Arztgruppen (niedergelassene Gynäkologen, Radiologen, Pathologen und Ärztinnen und Ärzte in spezialisierten Brustzentren in Kliniken). Das Besondere an QuaMaDi: Jede Mammographie-Aufnahme wird nicht nur von einem, sondern zusätzlich durch einen zweiten, unabhängigen Radiologen beurteilt. Bei einem verdächtigen oder nicht eindeutigen Ergebnis begutachtet außerdem ein dritter Arzt in einem Brustzentrum die Befunde und Bilder. Der gesamte Prozess ist digitalisiert. Alle Bilder und Befunde werden auf einer zentralen telematischen Plattform - der sogenannten elektronischen Fallakte - gebündelt. Auf diese Unterlagen haben die beteiligten Ärzte einen sofortigen Zugriff.
Künftig soll die Diagnosesicherheit in QuaMaDi weiter optimiert werden: Geplant ist, nach einer Erprobungsphase unter wissenschaftlicher Begleitung ein spezielles KI-Programm einzusetzen, das die Radiologen bei der Befundung der Mammographie-Aufnahmen unterstützt. Ziel ist, dass sich der sogenannte Zweitbefunder auf die komplexen und dringlichen Fälle konzentrieren kann und dabei nichts übersieht.
„Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Je eher er erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Darum arbeiten wir intensiv daran, die Diagnostik von Brustkrebs zu verbessern. Mit der Fortführung des Programms schreiben wir die Erfolgsgeschichte von QuaMaDi gemeinsam weiter und gehen mit dem Einsatz von KI als Unterstützung bei der Befundung den nächsten Schritt ins digitale Zeitalter“, betont Dr. Bettina Schultz, Vorstandsvorsitzende der KVSH.
Der Wert der Früherkennung von Brustkrebs mit QuaMaDi liegt darin, dass die meisten der dabei entdeckten Mammakarzinome so klein sind, dass sie noch nicht tastbar sind. „Wir erwarten mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz eine schnelle Verfügbarkeit von Diagnosen in einem besonders frühen Stadium. Denn je früher Brustkrebs entdeckt wird, bedeutet das für die Behandlung der betroffenen Frauen oft eine schonendere Therapie und eine bessere Prognose“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest.
„Das Engagement für die Brustgesundheit hat eine lange Tradition in Schleswig-Holstein“, erklärt Claudia Straub, Leiterin der vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein. „Die erneute Weiterentwicklung von QuaMaDi zeigt, wie wichtig es uns ist, mit der Zeit zu gehen und innovative Technologien aktiv zu nutzen, um Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko die bestmögliche Versorgung zu bieten.“
„QuaMaDi hat sich als wertvolles Element in der Brustkrebsfrüherkennung bewährt“, unterstreicht Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Prof. Kerstin von der Decken. „Durch die Fortsetzung von QuaMaDi und den Einsatz von künstlicher Intelligenz wird die Versorgung von Frauen in Schleswig-Holstein entscheidend verbessert, indem die Früherkennung von Brustkrebs präziser und effizienter gestaltet wird.“
Die KVSH und die beteiligten Krankenkassen haben außerdem vereinbart, die Patientinnen noch gezielter in den für sie medizinisch sinnvollen Versorgungsbereich zu steuern: Hochrisiko-Patientinnen sollen künftig durch einen Fragebogen in den gynäkologischen Praxen identifiziert und zur Versorgung an spezialisierte Brustkrebszentren verwiesen werden. Patientinnen mit mittlerem Brustkrebs-Risiko können in QuaMaDi eingeschrieben werden und Patientinnen mit niedrigem Risiko am Mammographie-Screening teilnehmen. Dadurch werden vorhandene medizinische Kapazitäten effizient genutzt und Wartezeiten für Patientinnen verkürzt.
Jedes Jahr werden in Schleswig-Holstein zwischen 65.000 und 70.000 Frauen mit erhöhtem Risiko oder einem Verdacht auf Brustkrebs im Rahmen von QuaMaDi untersucht. 2022 wurden dabei rund 1.100 Mammakarzinome entdeckt. Der überwiegende Anteil der Brustkrebs-Fälle wird in einem frühen Stadium erkannt. QuaMaDi gibt es in Schleswig-Holstein flächendeckend seit 2005. An dem Programm nehmen aktuell knapp 460 Ärztinnen und Ärzte teil: Gynäkologen (357), Radiologen (73), Pathologen (17), Ärzte in Brustzentren (9). Mehr Informationen zu QuaMaDi gibt es auf der Internetseite der KVSH.